Geschichte und Gegenwart

Im Mittelalter lebten die Studenten der Universitäten in sogenannten „Bursen“, in denen sie sich vornehmlich in landsmannschaftlichen Gruppen zusammengeschlossen hatten. Aus diesen Gemeinschaften entwickelten sich im Verlauf des 18. und 19. Jahrhunderts die heutigen studentischen Korporationen wie Corps, Landsmannschaften, Burschenschaften und auch konfessionell gebundene Verbindungen. Sie alle haben vieles gemeinsam, setzen aber unterschiedliche Schwerpunkte. Die Burschenschaften haben ihren Ursprung in der am 12. Juli 1815 in Jena gegründeten Burschenschaft, der „Urburschenschaft“. Sie war der Zusammenschluss von Jenaer Studenten deren Ziele die nationale Einheit aller deutschen und die Befreiung von obrigkeitsstaatlichem Regiment waren.


Viele der späteren Burschenschafter hatten als Freiwillige an den Befreiungskriegen gegen Napoleon in den Jahren 1813 bis 1815 teilgenommen und widersetzen sich nun den Beschlüssen des Wiener Kongresses im Sommer 1815, der eine Zersplitterung Deutschlands in 38 Teilstaaten festgeschrieben hatte. Diese Ziele wurden trotz Verfolgung und Unterdrückung immer wieder in die Öffentlichkeit getragen. Das Wartburgfest im Oktober 1817 in Eisenach, das Hambacherfest 1832 in der Pfalz, die Revolution 1848 und daran anschließend die stark von Burschenschaftern geprägte Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche bildeten Höhepunkte in der von der burschenschaftlichen Bewegung mitbestimmten Entwicklung auf dem Weg zum Nationalstaat.


Tausende von jungen und alten Burschenschaftern zogen beim Ausbruch des ersten Weltkrieges ins Feld; etwa 3.500 starben für das Vaterland. Dem roten Kreuz wurden größere Summen zur Verfügung gestellt und eine ganze Reihe von Burschenhäusern wurde aus Mitteln der einzelnen Burschenschaften als Lazarett eingerichtet.


Im Gegensatz zur Revolution des Jahres 1848/49 vollzog sich die Umwälzung nach der Niederlage von 1918 (erster Weltkrieg) ohne Beteiligung der Studenten, die meist noch im Felde standen und von vornherein in ihrer Mehrheit der Republik reserviert begegneten oder doch mit Reserve begegneten. Der unglückliche Ausgang des Krieges weckte aber auch den Willen zur Einheit und zur Zusammenfassung aller Kräfte innerhalb des Studententums und der Burschenschaft.


In der Weimarer Republik hatte sich die Situation für die Burschenschaften kontinuierlich verschlechtert. Die Burschenschaften in Österreich und dem Sudetenland lösten sich von der deutschen Burschenschaft aus außenpolitischen Gründen. Der Anschluss des Jahres 1938 bedeutete auch ihr Ende. Der Aktivbetrieb der Burschenschaften in Österreich wurde suspendiert.